Landesgericht Graz

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Das linienförmige, sehr einfache Objekt ist weniger als ein Gebäude zu verstehen, sondern vielmehr als eine Hüllfigur, die – aus der Oberfläche des angrenzenden begrünten Hofes aufsteigend – das geforderte Raumprogramm beherbergt.

Jahr

2023

Ort

Graz

Status

Wettbewerb

Kategorie

Arbeiten

Size

2.878 m²

Jahr

Ort

Status

Kategorie

Größe

2023

Graz

Wettbewerb

Arbeiten

2.878 m²

Jahr

2023

Ort

Graz

Status

Wettbewerb

Kategorie

Arbeiten

Size

2.878 m²

Das schmale Baufeld zwischen dem bestehenden Landesgericht und der angrenzenden Blockrandbebauung verlangt eine klare Sprache. Das Projekt weicht insofern von der winkelförmigen Baukörperstudie des Testprojekts ab und zeigt einen linienförmigen Typus mit einer ganz charakteristischen Ausformung. Das Objekt soll weniger als Gebäude wirken, sondern vielmehr wie eine – aus dem begrünten Hof der Nachbarliegenschaft – aufgeklappte Hüllfigur, die das Raumprogramm einwickelt. Es stellt in der Wahrnehmung insofern keinen Fremdkörper dar, sondern eine Art landschaftlich artikulierte Zäsur zum großem Landesgerichtsgebäude hin.

Das Objekt hat dualen Charakter in ihrer Fassadenphysiognomie: die schräge, landschaftlich artikulierte Südfront steht der eher städtischen Glas-/Metallfassade nach Norden hin gegenüber. Die smarte, begrünte Fassade erhält mit ihrem Neigungswinkel optimale Belichtung von oben, aber auch die Bewässerung der schrägen grünen Wand funktioniert bestens: sowohl durch natürliche Beregnung aber auch durch eine vom Dach her ausgehende künstliche Bewässerung in Form von Sprinklern.

Belichtung

Auch der Einblick in die wegen der Geometrie tiefer nach innen versetzten Fensterbänder ist damit quasi per se begrenzt, sodass eine gewisse Anonymität gewährleistet wird. Nach Norden hin wird der Blick und damit der Bezug auf das quartiernamensgebende Hauptobjekt mit größeren Verglasungsflächen forciert. Freilich sind in den Bereichen des geforderten Sichtschutzes metallische Filterflächen (Streckmetall / perforierte Blechfassade) wandförmig vorgeblendet. In der Wartezone des großen Schwurgerichtssaales ist überhaupt eine geschlossene Front vorgesehen, hier erfolgt die Belichtung über transluzente Dachverglasung von oben.

Sichtschutz
Lageplan web

Ein wesentlicher Aspekt des sommerlichen Komforts bzw. überhaupt einer ökologischen Gebäudekonfiguration ist die massiv begrünte Südfassade.

Hier werden mit ausreichend Erdmaterial gefüllte Pflanztröge auf einer treppenartigen Unterkonstruktion quasi „aufgestellt“ und zu einer durchgängigen grünen Wand geformt. Diese Tröge können dem Wurzelwerk genug Boden, als auch Feuchtigkeit zur Verfügung stellen, werden sowohl natürlich beregnet, als auch vom Dach her bewässert: das Dach wird als Retentionsdach mit Begrünung ausgeführt und leitet das gesammelte Regenwasser über ein kontrolliertes System auch nach dem Regenereignis über die Fassade ab, die damit laufend nachströmendes Wasser erhält. Die Verdunstungskälte, die über diese massive grüne Fassade und das Dach erzeugt wird, hält die darunterliegenden Bauteile kühl, sodass eine Art NATUR-KÜHLUNG erzeugt wird.

Ansicht sued web

Der schlanke, linienförmige Baukörper ist an den jeweiligen Enden mit Stiegenhaus, Nassgruppe und Schächten versehen. Prinzipiell ist damit eine gute Orientierbarkeit gegeben, wie wohl über einige Vor- und Rücksprünge in den Gangzonen auch ein gewisser Einsichtsschutz gewährleistet ist. Die Ausnutzung der Volums-Geometrie verortet die Funktionen mit den tieferen Trakten im TP (Tiefparterre) und im EG, die schlankeren Bürotrakten in OG1 und OG2. Das Gebäude ist modular, rasterbezogen und damit flexibel angelegt.

Die Verteilung der Funktionen folgt grundsätzlich der Auslobung mit der Aufteilung auf TP, EG, OG1 und OG2. Im TP befindet sich die STA mit: einem größeren, teilbaren Raum (2 x Vernehmungszimmer, 1x Videokonferenzraum) mit entsprechender Vorzone (Wartebereich) , mit Büros für Richteramtsanwärter , Rechtspraktikanten, sowie das Büro IKT mit der Nähe zum Serverraum. In EG befinden sich LGS-Funktionen mit Schwurgerichtssaal, Beratungs- und Verhandlungssälen, sowie mit entsprechenden Wartebereichen in einfacher Zonierung.

Ansicht west
Schnitt A A
Schnitt B B

Architektur

Pichler & Traupmann Architekten

Entwurfsteam

Bartosz Lewandowski (Teamleiter)
Anna Chakhal Salakhova
Leonie Eitzenberger

Eckdaten

Planungsbeginn: 2023
Nutzfläche: 2.490 m²
BGF: 2.878 m²
BRI: 10.361 m³
Ort: Graz
Nutzung: Landesgericht für Strafsachen und Staatsanwaltschaft
Leistungsumfang: EU-weit offener, einstufiger Realisierungswettbewerb

Rendering

The Digital Bunch, PL

Modell

Harald Schmidt, Wien